Reviews
Interviews
Zagreb lud zum INmusic 2024: Rock und Vibes am Jarun-See
27.06.2024

Wie immer ist das Line-Up sehr british angehaucht, ein Festivalschmaus nicht nur für uns, sondern auch wieder für hunderte Fans aus England, die einen weiteren Weg dafür in Kauf genommen haben.
Das INmusic Festival hat sich längst als eines der spannendsten Rock- und Alternative-Festivals in Kroatien etabliert. Während an der Küste elektronische Beats dominieren, bietet dieses Festival auf der Insel im Jarun-See inmitten der Millionenstadt eine einzigartige Mischung aus internationalen Headlinern und vielversprechenden Newcomern.

Das INmusic begeistert Fans aus ganz Europa – Briten sind besonders zahlreich vertreten.
Ein Ticket, nein Festivalpass, ist mit 89 Euro so günstig, dass man bei dem Aufgebot an Künstlern eigentlich keinen Grund finden kann, hier nicht herzukommen – so pilgern Tausende aus dem ganzen Land Jahr für Jahr zum Festival, um Acts zu sehen, die sonst selten nach Kroatien kommen.
Angekommen in Zagreb, wurden wir von sommerlicher Hitze und einer geschäftigen, aber freundlichen Atmosphäre empfangen. Wer die Stadt bis dato noch nicht kennt, sollte die Chance nicht missen, im Zentrum eine Sightseeing-Tour zu starten. Wir hatten dies schon die letzten Jahre immer wieder und da wir ortskundig sind, ging es für uns direkt zum Festivalgelände. Wenn man den Weg über die Brücke zur Festivalinsel erst einmal hinter sich gebracht hat, wird man mit einer perfekten Festivalatmosphäre belohnt.
Gleich am ersten Abend gab es ein musikalisches Feuerwerk: The National lieferten als Headliner ein energiegeladenes Set, The Gaslight Anthem begeisterten mit einer mitreißenden Show, und die Viagra Boys sorgten mit ihrer ungestümen Performance für ausgelassene Ekstase.

Eine der einflussreichsten Indie-Rock-Bands der Gegenwart, The National. Fotos: M. Tanki
The National bewiesen einmal mehr, warum sie als eine der besten Live-Bands gelten. Ihre Songs entfalten in einer Live-Umgebung eine besondere Kraft, und die orchestrale Inszenierung setzt sie von vielen anderen Rockbands ab. Die Kombination aus hymnischen Melodien, mitreißenden Arrangements und Matt Berningers intensiver Bühnenpräsenz machte das 23 Songs umfassende Set zu einem absoluten Highlight. Berninger, bekannt für seine charismatische und oft unberechenbare Art auf der Bühne, schwankte auf der INmusic Mainstage zwischen melancholischer Hingabe und explosiver Energie. Besonders Songs wie "Bloodbuzz Ohio" und "Fake Empire" entwickelten eine mitreißende Dynamik, bei der ganz Zagreb mitsang. Trotz der oft düsteren und introspektiven Themen ihrer Musik war die Stimmung euphorisch – ein echtes Live-Erlebnis, das in Erinnerung bleibt. Neben den großen Namen überzeugten an diesem Abend auch kleinere Acts wie bar italia und Sprints mit intensiven Live-Momenten – genau diese Mischung macht das Festival aus.

Willkommen im sonnigen Süden? - denkste! INmusic gibt`s halt auch bei jedem Wetter
Der zweite Festivaltag wurde von stundenlangem Regen geprägt, der das Gelände in eine riesige Matschlandschaft verwandelte und das Fortbewegen erschwerte. Wenige waren (mit Gummistiefeln) darauf vorbereitet, schließlich sind wir ja im sonnigen Süden. Doch pünktlich vor den internationalen Headlinern hörte der Regen auf, als wäre er nie da gewesen. Hozier und Paolo Nutini lieferten ausdrucksstarke Gänsehaut-Momente, während Gossip das Publikum mit ihrer energiegeladenen Show mitriss. Auch Dogstar, die Band mit Hollywood-Star Keanu Reeves am Bass, hinterließ einen bleibenden Eindruck.

"Real Power" - mit Comeback-Album zurück auf den Bühnen. Gossip und Frontfrau Beth Ditto
Mit wenig Schlaf starteten viele in den letzten, dritten Festivaltag. Dieser hielt noch einmal große Highlights bereit: The Smashing Pumpkins lieferten eine epische Performance, Röyksopp faszinierten mit ihrem elektronischen Sound, und Bombay Bicycle Club begeisterten mit ihren eingängigen Melodien.
Organisatorisch erwies sich alles als gut durchdacht: kurze Wege, ein angenehmes Ambiente und trotz der Menschenmengen keine allzu langen Wartezeiten. Nach drei Tagen voller Musik und Emotionen bleibt nur eins zu sagen: Das INmusic Festival 2024 hat einmal mehr bewiesen, warum es zu den besten Festivals Europas gehört.
Wer dieses Jahr nicht dabei war, sollte sich 2025 dick im Kalender markieren – denn eins ist sicher: Es wird wieder legendär!
27.06.2024, 09:51 von M. Tanki