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Es hat gerockt! Muse, The Killers und doch ein trauriges Goodbye VOLT Festival 2022!
27.06.2022
Nach zwei-jähriger Rückkehr wegen der zwangsverordneten Corona-Absagen legten die Volt-Veranstalter die Messlatte hoch und holten alles zum Volt, was möglich war. Das diesjährige Programm war ein großer Schritt nach vorne, um noch internationaler zu werden. Norbert Lobenwein, einer der Veranstalter und Gründer des Festivals, wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, was das für die Zukunft des Festivals bedeuten würde.
Wie immer verlief die Anreise entspannt und zügig. In Österreich ging es über die B50 nach Neckenmarkt und dann weiter über den "Schleichweg" nach Harka in Ungarn. Kein Verkehr, keine Grenzkontrollen – die Route ist eigentlich mehr für Radausflügler geeignet und stellt quasi einen Feldweg dar. Immerhin führt sie direkt zum Festivalgelände. Doch dieses Jahr ist es irgendwie anders. Schon aus der Ferne ist zu erkennen, dass das Gelände anders gestaltet ist, die Bühnen wurden verschoben und von den ersten Securities wird man weit weg vom Gelände zu einem Parkplatz gelotst, mit dem man überhaupt nicht einverstanden war. Kurioserweise fand auf dem "zugewiesenen" Parkplatz gerade eine Fahrprüfung für Führerscheinneulinge statt, was bedeutete, dass man eine Stunde warten musste, bis jeder der Prüflinge (hoffentlich) seinen Führerschein in den Händen hielt, bevor man einfahren konnte.
Die diesjährige Ausgabe wurde für ganze 5 Tage angesetzt. Ein bereits vier Tage andauerndes Nova Rock ist schon recht ausgedehnt, aber hier fühlen sich die fünf Tage an wie zwei Wochen, da es täglich nur zwei Acts gibt, die den Österreichern vertraut sind. Das bietet reichlich Freizeit oder die Gelegenheit, rasch Ungarisch zu lernen, um sowohl die Musik als auch die Texte der ungarischen Bands zu verstehen. Ein Eröffnungstag mit Muse als Headliner ist zwar eine teure, aber grundsätzlich gute Wahl. Doch in Ungarn erwies sich das als genau das Gegenteil. Die überwiegend ungarischen Besucher jubelten den einheimischen Vorgruppen heroisch zu, während sich bei Muse die Zuschauerreihen lichteten. Zudem blieben die erwarteten Besucher aus Österreich aus, da Muse bereits zwei Wochen zuvor in Nickelsdorf aufgetreten waren. Dennoch tat dies der beeindruckenden Show keinen Abbruch. Für die anwesenden Muse-Fans hat es sich definitiv gelohnt, um eine noch tiefere Verbindung zur Band zu spüren. Matt Bellamy lieferte eine kraftvolle Performance ab, Flammen loderten, und wem es mal zu heiß wurde, konnte sich einfach 1-2 Bier holen, mit der Gewissheit, nach wenigen Minuten wieder an derselben Stelle in der vordersten Reihe mitfeiern zu können.
Stets beliebt. Mit Halott Penz kann man auf einem Festival in Ungarn nichts falsch machen.
The Killers lieferten eine sensationelle Vorstellung am zweiten Tag des VOLT Festivals und fesselten das Publikum mit einer elektrisierenden Darbietung, die mit My Own Soul’s Warning begann. Die Band navigierte durch ihre vielfältige Diskografie und verband ikonische Hits wie `When You Were Young` und `Somebody Told Me` mit weniger bekannten Perlen wie `Rut` und `Dying Breed`. Die Show beinhaltete unvergessliche Momente, darunter ein spontanes Fan-Drumming bei `For Reasons Unknown`, übrigens mit einem Österreicher. Das aufwendig gestaltete Bühnenspektakel mit Lichtern, Lasern und Konfettikanonen verstärkte das unvergessliche Erlebnis, wobei Frontmann Brandon Flowers sogar das Publikum auf Ungarisch ansprach und der Nacht eine besondere Note verlieh.
Mit The Killers und Muse holte man zwei wahre Grössen nach Sopron
Es scheint offensichtlich, dass mit Auftritten von The Killers und Muse ein Großteil des Festivalbudgets ausgeschöpft wurde, insbesondere wenn man einen Blick auf das Line-Up (hinsichtlich internationalen Acts) der letzten drei Tage wirft. Bring Me The Horizon, Sum 41, Pendulum und Passenger. Punkt.
Und genau an diesem Punkt kommen wir wieder zum Gründer des Festivals Norbert Lobenwein. Im Alter von neunzehn Jahren organisierte er sein erstes Festival in Sopron und dreißig Jahre später wird es das letzte sein. Es begann mit einer “Hausparty in einer Sporthalle” für 800 Personen und wurde zu Ungarns beliebtestem Open-Air-Festival auf dem Lande. Leider schrieb das diesjährige Volt 2022 erneut einen Verlust, die nächste Ausgabe könne nur mit erheblichen Kosteneinsparungen realisiert werden, und da das VOLT so nicht in der gewohnten Qualität zu organisieren wäre, ziehen die Veranstalter schon jetzt den Stecker, kehren in kleinerem Rahmen zu den Wurzeln zurück und sagen: Goodbye Volt! Hello SopronFest 2023!
27.06.2022, 19:35 von M. Tanki