The Subways im britishrock-Interview
04.04.2012
Aktuell touren die Subways zum zweiten mal durch Europas Clubs und machen auch in unserer Nähe halt. An einem sonnigen Montag finden wir uns also Backstage im Karlsruher Club „Substage“ wieder. Die Tür schwingt auf und „Billy Lunn“ erhellt den Raum durch sein warmes lächeln und seine lila schimmernde Haarpacht. Geduldig steht er uns Rede und Antwort.
Britishrock.cc:
Was hat dich inspiriert, während du
„Money and Celebrity“ geschrieben hast?
Billy:
Meine Hauptinspiration war
eigentlich das Fernsehen [lacht].
Das hört sich ziemlich faul an, aber ich
hatte Schwierigkeiten Ideen zu finden. Ich hatte fast vergessen, wie man Songs
schreibt.
Ich habe meine Ideen unserem Manager geschickt und er hat sie
zurück geschickt mit dem Kommentar: „You must try harder“. [lacht]
Eines
Abends ging ich mit ein paar Freunden auf ein paar Drinks. Das war während der
Zeit der finanziellen Krise. Die Englische Regierung hat viele Zuschüsse für
Krankenhäuser, Polizei und Schulen gekürzt oder gestrichen. Viele meiner Freunde
und Familienmitglieder arbeiten in öffentlichen Einrichtungen und einige von
ihnen haben ihre Jobs verloren.
Wir sind also zum feiern in diese großartige
80-er Bar namens "Billie Jeans" gegangen.
Während der Hälfte des Abends
sagte ein Freund, der auch seinen Job verloren hatte zu mir: „Ich hab kein Geld
mehr, ich muss nach Hause gehen. Ich kann nichts mehr trinken.“ Ich sagte es sei
okay und dass ich mit ihm mitgehen würde. Als wir gingen, fühlte er sich
schlecht deswegen. Er hielt mich am Arm fest und sagte: „Don't worry Billy, we
don't need money to have a good time.“
Und ich dachte nur WOW, DAS ist ein
toller Titel. Also ging ich nach Hause und schrieb den Text für „We don't need
money to have a good time“.
Danach dachte ich, dass die Finanzkrise und die
Prominenz eine große Inspirationsquelle sein könnte. Also setzte ich mich vor
den Fernseher und beobachtete was in der Welt geschah und schrieb darüber.
Britishrock.cc:
Wir würdest du „Money and Celebrity“ in 3 Worten
beschreiben?
Billy:
Pop,
Punk, Funk würde ich sagen.
Britishrock.cc:
Habt ihr „Stephen Street“ als euern Produzenten selbst
ausgewählt?
Billy:
JA!
Während der Schreibphase, ungefähr bei der Hälfte des Albums, habe ich gemerkt
in welche Richtung es gehen wird und dass es eine sehr britische Musikrichtung
haben wird. Im Hinterkopf hatte ich immer die Idee, Stephen Street das Album
produzieren zu lassen. Also erzählte ich Charlotte und Josh von meiner Idee und
dass ich es wirklich gut fände wenn er das Album produzieren würde, wegen seiner
Arbeit mit „The Smith“ und „Blur“. Sie waren beide sofort begeistert. Es war ein
Traum für uns, dass er einwilligte.
Britishrock.cc:
Was hat er zu euren Songs beigesteuert?
Billy:
Hauptsächlich den Sound.
Normalerweise arbeitet der Produzent mit der Struktur der Songs, ein bisschen
mit der Melodie, den Texten oder dem Sound. Meistens arbeitete Steven mit den
Sounds und den Gefühlen in den Songs, er hat wundervolle Drumsounds
geschaffen.
Ich denke er hat mir die letzten paar Dinge beigebracht die ich
lernen musste, um ein eigenes Album zu produzieren. Das nächste Album möchte ich
gerne selbst produzieren. Er war also sowas wie ein Lehrer für mich.
Britishrock.cc:
Auf welchen Track des Albums bist du extrem stolz?
Billy:
[überlegt] Es ist wahrscheinlich „I
wanna dance with you“.
Ich habe diesen Song geschrieben nachdem ich bei ein
paar Mädchen in der Disco beim tanzen abgeblitzt bin.
Ich tanzte auf der
Tanzfläche herum und tanzte ein Mädchen an und fragte, wie es ihr geht - und sie
drehte sich einfach um und ging. Ich hatte es so satt, also ging ich nach Hause
und schrieb einen Song darüber.
Ich bin sehr zufrieden mit diesem Song, denn
er hat eine schöne Melodie, Charlotte macht einen großartigen Job am Bass und
die Aufnahme ist super!
Britishrock.cc:
Hat sich der Schreibprozess über die Jahre verändert?
Billy:
Ja
ich bin viel routinierter. Ich weiß jetzt, was ich zu tun habe um einen Song zu
schreiben und welchen Standard er haben muss bzw. wie gut der Song sein sollte.
Bei „Money an Celebrity“ hat sich alles geändert. Eigentlich schreibe ich immer
die Musik zuerst und dann den Text. Aber dieses mal habe ich den Text zuerst
geschrieben und danach erst die Musik. Ich denke deswegen ist es auch
textlastiger als die beiden anderen Alben.
Britishrock.cc:
Meinst du, eure Karriere ging zu schnell und zu steil nach oben,
dass alles etwas zu schnell geht?
Billy:
Ja
es fühlte sich richtig überwältigend an! Wir waren erst 15 als wir diese Band
gegründet haben und jetzt bin ich 27 [lacht] Es ist großartig und es fühlt sich
so an, als ob das alles innerhalb von 2 Wochen passiert ist. Es ist fast schon
beängstigend, wie schnell wir alle erwachsen geworden sind. Aber das ist es, was
es so aufregend macht.
Britishrock.cc:
Was ist das größte Highlight bisher in der Geschichte von „The
Subways“?
Billy:
Wooow! Mein persönliches Highlight
ist es, jeden morgen aufzuwachen und zu realisieren, dass ich in einer Band bin.
Ich darf in einem Nightliner fahren und wache jeden morgen in einer tollen neuen
Stadt auf, treffe tolle neue Leute, gehe auf die Bühne, spiele Rock'n'Roll Musik
die die Leute mitsingen, gehe crowdsurfen, drehe auf der Bühne total durch,...
das sind die Highlights jedes einzelnen Tages und es ist umwerfend.
Britishrock.cc:
Wie überbrückst du die Zeit zwischen Tour und zuhause.
Billy:
Das
ist einfach, es macht so viel Spaß. Wenn ich zu Hause bin, warte ich regelrecht
darauf, wieder auf Tour zu dürfen. Ich zähle die Tage runter bis wir endlich
wieder starten.
Die meiste Zeit zu Hause verbringe ich damit, mich auf die
Tour vorzubereiten, ich mache Übungen für meinen Sixpack [grinst und fasst sich
an den Bauch] und ich versuche nicht zu viel Bier zu trinken damit ich auf Tour
eine gute Stimme habe.
Britishrock.cc:
..und die Zeit zwischen den Konzerten im Nightliner?
Billy:
Es
ist immer gut ein paar Bücher auf Tour mitzunehmen um die Zeit totschlagen zu
können. Außerdem haben wir immer unsere Laptops dabei und DVD’s die wir
anschauen können. Und manchmal bringen wir auch unsere X-Box mit auf
Tour.[grinst] Ehrlich es ist das Beste auf der Welt. Zu Hause ist es
anstrengender.
Britishrock.cc:
Woher nimmst du die Energie die du auf der Bühne ausstrahlst und
die du auf das Publikum überträgst?
Billy:
Es
ist einfach nur VIEL schlafen und VIEL essen. Ich spare die Energie tagsüber auf
und gehe dann auf die Bühne und lass alles raus.
Britishrock.cc:
Hast du dir bei deinen Sprüngen auf der Bühne / von der Bühne /
Balkonen schon einmal ernsthafte Verletzungen zugezogen?
Billy:
Viele!! [grinst und zeigt uns seine
blauen Flecke an den Armen]
Ich bekomme blaue Flecken und kleine Wunden,
hauptsächlich auf dem Rücken vom Crowdsurfen.
Bei einer Show in London bin
ich von einer Balkonbrüstung, die etwa 3 Meter hoch war, in die Menge gesprungen
und bin so unglücklich gelandet, dass es mir die rechte Seite meiner Rippen
richtig eingedrückt hat. Ich musste sie hinterher wieder rausziehen. Das war
eine sehr sehr schmerzhafte Erfahrung.
Britishrock.cc:
Wenn du irgendwo auf der Welt ein Konzert spielen könntest, wo wäre
das und mit welcher Band?
Billy:
Ich
möchte auf einem Berg in China spielen mit... den „Foo Fighters“ und „Kylie
Minogue“ [lacht]
Verrücktes Konzert!
Britishrock.cc:
Und wenn du jetzt in der Minute mit einem Künstler
zusammenarbeiten, mit wem wäre das?
Billy:
„Lissie“. Sie ist eine
Amerikanischen Countrysängerin. Sie hat eine wundervolle Stimme und ich würde
unglaublich gerne einen Song mit ihr aufnehmen.
Britishrock.cc:
Was für eine Rolle spielen Style und Outfits in eurer
Band?
Billy:
Es
ist schon wichtig. Wir machen uns Gedanken darüber, wie wir aussehen und was uns
steht. Charlotte ist SEHR glamourös. Josh hat keinen Style [lacht laut]. Josh
ist es egal was er trägt, so lange es sauber ist, zieht er es an. Wahrscheinlich
sogar wenn es ein Kleid wäre. Für mich tun es einfache Dinge. Tagsüber auf Tour
trage ich meistens Jogginghose und zu Hause einfach ein paar Jeans und Converse
- immer Converse. Ich hab erst jetzt online ein neues Paar gekauft – ich liebe
Converse! Und dazu einfach ein normales T-Shirt. Und meine Haare...tja ich hab
da gerade so ne Phase...jede Woche färbe ich sie mir in einer anderen Farbe
[Anm.: aktuelle Farbe: lila]
Britishrock.cc:
Meinst du, ein bestimmtes Image ist wichtig für eine Band?
Billy:
Ich
denke ja, aber ich hoffe es ist nicht zu viel, aber viele Leute und Fans sind
doch sehr beeinflusst von Style. Zum Glück passt mein Style mit der Musik die
wir machen zusammen. Ich wüsste nicht wie es ankommen würde, wenn ich mich nicht
unserem Genre entsprechend anziehen würde. Wisst ihr, wenn ich eine Band höre,
möchte ich eigentlich gar nichts über sie wissen, sondern genieße lieber nur die
Musik. Aber mit Hilfe des Internets ist es so einfach, Informationen über die
ganzen Bands zu bekommen. Als ich ein Teenager war, war das Internet immer noch
sehr neu und ich mochte viele Bands aus Amerika, die ich noch nie zuvor gesehen
hatte, von denen ich einfach nur die Musik gerne hörte, wie zum Beispiel „The
Von Bondies“. Ich stellte mir immer vor wie sie wohl aussehen würden, doch dann
dachte ich mir, dass es mir eigentlich egal ist, weil die Musik selbst schon so
großartig war. Aber das alles hat sich jetzt eben geändert.
Britishrock.cc:
Wer hatte die Idee, mit „Pledge Music“ zu arbeiten?
Billy:
Als
wir das Album machten, standen wir nicht mehr unter Vertrag aber wir wollten das
Album unbedingt so bald als möglich veröffentlichen. Also fanden wir diese
unglaublich tolle Plattform von einer Organisation namens „Pledge Music“ heißt
und eine unglaubliche Sache ist.
Im Grunde stellt man eine Liste zusammen mit
Dingen, die die Leute Kaufen können, wie zum Beispiel eine Acoustic Session von
uns in der eigenen Küche, oder ein Besuch im Studio um zuzusehen wie wir ein
paar Vocals für das neue Album aufzunehmen, oder signierte Songtexte, oder
overdrive pedals, die wir selbst machen. Und wenn du also eines dieser Dinge
kaufst, bekommst du ein Album und – für was auch immer du bezahlst hast. Und so
konnten wir das Album finanzieren. Somit waren die Fans vom allerersten
Studiotag in diese ganze Entstehungsgeschichte des Albums involviert und haben
uns damit geholfen es fertig zustellen.
Es war eine tolle Erfahrung das zu
tun und hoffentlich haben die Fans, die dabei beteilig waren es auch so genossen
wie wir es taten. Es war ein toller Weg für uns die Barriere zwischen Band und
Fans zu brechen. Wie konnten wirklich mit den Fans reden und sie verstehen, wir
fuhren nach Österreich, Belgien, wir war in Hamburg. Das brachte uns also in die
Häuser unserer Fans. Wir stehen ja eh schon sehr in Kontakt mit unseren Fans
über Facebook und Twitter, aber das hat die ganze Sache noch mal auf ein ganz
anderes Level gebracht.
Britishrock.cc
Es ist eine gute Chance
für noch junge, unbekannte Musiker?
Billy:
Auf
jeden Fall! In der heutigen Zeit, in der die Plattenfirmen kein Geld haben, weil
kaum einer mehr CDs kauft, nehmen sie auch niemanden mehr unter Vertrag. Und das
ist der BESTE weg für eine Band eine Chance zu bekommen, eine Fanbasis zu
entwickeln, Shows zu spielen und ein Album zu veröffentlichen.
Britishrock.cc:
Wie geht es weiter? Was können wir in nächste Zeit von „The
Subways“ erwarten?
Billy:
Viel
touring! Momentan schreibe ich schon am neuen Album. Ich hoffe wir können das
neue Album im Januar schon aufnehmen und es dann nächstes Jahr schon auf den
Markt bringen. Was um einiges schneller wäre als wir sonst brauchen, sonst sind
es immer 3 Jahre gewesen zwischen den „Young for Eternity“, „All Or Nothing“ und
„Money and Celebrity“. Ich möchte es diesmal gerne in nur einem Jahr
schaffen.
Am selben Abend haben wir noch
das große Vergnügen, Billy & Co. Live auf der Substage-Bühne zu erleben.
In gewohnter Manier rocken die 3 auf der Bühne und bringen selbst den
letzten Tanzmuffel dazu, seine müden Glieder zu bewegen.
Als es dem Ende
zugeht, spielen sie abweichend von der eigentlichen Setliste noch die vom
Publikum gewünschten Songs „Strawberry Blonde“ und „Boys & Girls“. Was will
man mehr.
Mit „It’s a Party“ geht dann nach fast 2 Stunden ein wirklich
gelungenes Konzert zu ende. Danke an „The Subways“!
04.04.2012, 14:30 von J. Zekl