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Frequency Festival 2006 - From England With Love...
22.08.2006
Das Frequency-Festival 2006 ist Geschichte – was bleibt? Erinnerungen an durchwegs ansprechende Performances und der Jahreszeit entsprechendes Wetter (den kurzen Schauer Freitag frühmorgens bekamen viele der etwa 30.000 Besucher wahrscheinlich gar nicht mit).

Das diesjährige Line-Up war löblicherweise von Bands britischer Herkunft durchzogen. Während sich Morrissey wohl nicht ganz sicher war, ob er hier eigentlich richtig war, bestanden für The Prodigy keine Zweifel. Diese beiden Acts wurden mit besonderer Spannung erwartet, galten sie doch als so etwas wie Fremdkörper in der Running Order. Bei Morrissey bestätigte sich dieser Verdacht leider, obwohl eingefleischte Fans sicherlich von einem unglaublichen Erlebnis schwärmen werden. Dass sie sich eindeutig in numerischer Unterlegenheit feiern mussten, war aber auch klar. The Prodigy lockten ebenso die Massen wie andere Selbstläufer – eine überraschende Erkenntnis, entsprachen die Rabauken um Mastermind Liam Howlett doch ganz und gar nicht der allgemeinen musikalischen Ausrichtung. Wahrscheinlich war es Rumpelstilzchen Keith Flint, der nichts von seiner ursprünglichen Anziehungskraft verloren haben dürfte.

Während die Vertreter des Grand Hotel Van Cleef aufgrund der wenigen verfügbaren Zeit on stage in Hektik verfielen (keine Möglichkeiten, Geschichten zu erzählen – bekanntlich ja ein wesentliches Element der Konzerte von Kettcar und Tomte), spulten die Arctic Monkeys ihr Set nahezu unkommentiert (und unmotiviert) herunter, was zu durchwegs unterschiedlichen Auffassungen führte. Muse machten Schwächen der neuen Songs geschickt mit imposanter Lichtshow wett, während sich die Editors über einen würdigeren Rang im Timetable als noch letztes Jahr freuen durften. Nach all dem und viel mehr – auch heuer gab es wieder einige, erst spät publik gewordene Absagen – sorgten Franz Ferdinand für einen würdigen Schlusspunkt.

Mit besonderer Spannung wurde das erste Österreich-Gastspiel der englischen Tausendsassas namens Kaiser Chiefs erwartet. Die Veröffentlichung ihres Debüts liegt eigentlich schon recht lange zurück und mittlerweile ist man längst dabei, an neuem Material zu feilen. Auf dieses darf man sich wahrlich freuen, denn die drei neuen Songs, welche am Salzburgring zum Besten gegeben wurden, lassen bereits klar werden, dass hier etwas Gewaltiges auf uns zurollt. Die Performance der Kaiser Chiefs war gerade durch ihre kleinen Aussetzer und Abstimmungsprobleme ein Hochgenuss – pure Masseneuphorie statt gläserner Perfektion. So war es kein Wunder, dass Sänger Ricky Wilson bei „I Predict A Riot“ sogar ein Bad in der Menge nahm. Weiters werden sicher seine Wettläufe gegen die LaOla-Wellen des Publikums in Erinnerung bleiben.

Zwei Stunden zuvor bestätigten Bassist Simon Rix und Keyboarder Nick “Peanut” Baines, was einmal im Q Magazine über die beiden zu lesen war („Both as friendly as puppies, nothing seems to trouble them“). So wurde auch die Contenance gewahrt, als man höchstpersönlich eine etwas nervöse Kollegin hinwies, dass ihr Diktiergerät nicht eingeschaltet sei – nach bereits zehn Minuten andauerndem Interview. Und auch sonst zeigten sich die beiden Herren sehr umgänglich.

Auf meine Frage, ob man nach all dem Dauertouring überhaupt noch miteinander rede, entgegneten sie einstimmig, dass das Klima in der Band nach wie vor auf einem sehr guten Level sei. So sei es auch immer gewesen, versicherte man. Simon: „Wir sehen Backstage regelmäßig andere Bands und registrieren deren Verhalten. Da scheint es nicht bei allem so rund zu laufen wie bei uns. Wir benehmen uns eigentlich nach wie vor wie früher, spielen uns gegenseitig oder anderen Leuten Streiche. Die meiste Zeit schlafen wir aber eigentlich, zumindest ich.“

Sänger Ricky Wilson, welcher im Pressebereich übrigens nicht gesichtet wurde, sagte einmal: „I’ve always wanted people to recognise me. And now they do.“ Vehement dementieren Simon und Peanut ähnliche Motive. Außerdem versichern sie, sich ziemlich unbehelligt in der Öffentlichkeit bewegen zu können – was Bassist Simon grinsend auf seine Bartpracht zurückführt. Daraufhin muss ich wieder einmal den abwesenden Sängerkollegen zitieren. Wilson reagierte auf Vorwürfe, er gebe sich um ein paar Jahre jünger aus als er eigentlich sei, mit folgendem lapidaren Kommentar: „Come on, I’m a pop star. I’m paid to talk nonsense. I’m 27, 24 is my stage age. But I’ve also claimed to be 32. Next week I’ll be 40.” In diesen Zusammenhang wollte ich wissen, wie man mit der Klatschpresse auf der Insel umgehe. „Es macht gar keinen Sinn, ab und zu Statements abzugeben, da die ja sowieso immer schreiben was sie wollen. Vor der WM war zu lesen, wir wären beauftragt worden, den offiziellen englischen Song zu schreiben. Außerdem wurde ein angeblicher Battle zwischen uns und Kasabian heraufbeschworen. Das ganze war so aufgebaut, wie man es gewohnt ist: Unter einer riesigen Überschrift waren ein paar nichts sagende Zeilen zu finden – wie immer. Wir haben die Sache mit den Jungs persönlich geklärt, indem wir ihnen versichert haben, kein schlechtes Wort über sie verloren zu haben.“ (Simon)

Vom Frequency-Line-Up zeigte man sich durchaus angetan. Man betonte jedoch, dass auch jegliche Einflüsse abseits der Insel von großer Bedeutung seien. Peanut, welcher seinen Spitznamen eines kläglichen Selbstportrait in seiner Schulzeit zu verdanken hat, wies insbesondere auf The Killers und We Are Scientists hin (letztere werkten zu diesem Zeitpunkt auf der Second Stage).


FREQUENCY, 17. August - 18. August 2006 (Österreich, Salzburg / Salzburgring)  

22.08.2006, 15:10 von M. Tanki


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